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Deutsch
-mit wem?
Nachrichten aus dem Goethe-Lesesaal am Pazifik
Liebe Leserinnen und Leser!
Darf ich mich vorstellen? Ich heisse Ludmila Klimenko,
Betreuerin des deutschen Lesesaals der Gorki-Bibliothek in Wladiwostok. Fuer mich und viele andere gehoerte die Einrichtung des deutschen Lesesaals durch das Goethe-Institut zu den groessten Kulturereignissen in Wladiwostok 1994. Fuer uns alle, die die deutsche Kultur und dabei besonders die deutsche Literatur lieben, war die Eroeffnung des
Lesesaals am 28.Oktober 1994 ein Zeichen dafuer, dass sich die Zeiten geaendert haben.
"Sprache dient der Verstaendigung. Austausch und
Zusammenarbeit in der Bildung und beim Sprachenlernen zeigen, dass Deutsche und Russen
heute in einer modernen offenen Welt ihre Zukunft gestalten wollen. Bildung ist
heute die wohl wichtigste Investition in die Zukunft eines jeden Landes." (Otto von der Gablenz, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Russland).
Der deutsche Lesesaal ist der Gorki-Bibliothek angegliedert. So unterstuetzt uns die erfahrene Bibliothekarin Frau Philippova, die die Abteilung fuer
auslaendische Literatur der Gorki-Bibliothek leitet.
Seit knapp einem Dreivierteljahr besteht der deutsche
Lesesaal in Wladiwostok, wir haben zur Zeit ueber 100 Leser. Ausser den Studenten und
Schuelern besuchen den Lesesaal auch Dolmetscher, Wissenschaftler, Lektoren, Hochschullehrer,
Ingenieure, Arbeiter und Seeleute.
Unsere Bibliothekarinnen gewaehrleisten, dass die
Bestaende des deutschen Lesesaals jedem Interessierten frei zugaenglich sind.
Ich versuche, zu jeder passenden Gelegenheit die
Deutschen in den Lesesaal einzuladen. So haben wir schon 1994 im zweiten Monat unseres Bestehens
eine Weihnachtsfeier orgenisiert.
Die Partner bei der Organisation waren: das deutsche
Kulturzentrum (geleitet von A. Reser), der VDA-Sprachassistent V. Weise aus Dresden und
Fremdsprachenstudenten aus Fernoestlichen Staatlichen Universitaet, Pastor der
evangelisch-lutherischen St.-Paulus-Kirche Manfred Brockmann, leidenschaftlicher Musiker. Die
Vorlesung zum Thema "Hochschulbildung in der Bundesrepublik Deutschland"
hielt bei uns Herr Berghorn, Leiter der Aussenstelle Moskau, DAAD. Vier Monate, von Februar
bis einschliesslich Mai 1995, arbeitete im Deutschen Kulturzentrum VDA-Sprachassistent
Markus Loida,Absolvent der Marburger Universitaet. Er hat mir sowohl bei meiner
Arbeit als Betreuerin des deutschen Lesesaals Wladiwostok als auch der Universitaet viel
geholfen. Er hielt u.a. einen Vortrag ueber die deutsche Wiedervereiningung, und er sprach auch
auf der Studentenkonferenz "Europaeische Sprachengemeinschaft" ueber das
Unterthema "Deutsche Dialekte". Ausserdem veranstalten wir zusammen einige Treffen mit
Fremdsprachenstudenten zum Thema "Landeskunde". Das Besondere fuer uns ist, dass
sich junge Leute unserer Laender so einfach treffen koennen. Frueher war die Stadt geschlossen, und
jetzt hoeren unsere Studenten von ihren gleichaltringen deutschen Freuden modernes,
lebendiges Deutsch. Ich freue mich sehr darueber.
Aber hier muss noch viel getan werden, besonders da wir
auch die ganze Zeit noch gegen die Vormachtstellung der englischen Sprache ankaempfen.
Die deutsche Sprache und Kultur sollte mit allen Mitteln unterstuetzt werden. Obwohl
"...das Goethe-Institut in absehbarer Zeit nicht genuegend Institute mit Bibliotheken eroeffnen,
waere mein Traum die Eroeffnung eines deutschen Kulturinstituts in Wladiwostok. Ja vielseitiger
sich die deutsche Kultur praesentiert, desto attraktiver ist sie fuer die Menschen. In disem
Punkt hoffe ich sehr auf die Unterstuetzung des Goethe-Instituts.
Wladiwostok ist das Zentrum des Fernen Ostens, zu dem
enge wirtschaftliche Beziehungen bestehen. Warum sollen sich nicht auch kulturelle
Kontakte bilden?
In Tokyo, Seoul gibt es schon seit den 60er Jahren
deutsche Kultutinstitute, die auf lange Arbeit zurueckblicken und uns beim Aufbau einen
Kulturinstituts behilflich sein koennten.
In den Nachbarlaender arbeiten schon lange erfahrene
Fachleute, die grosse Kultur- und Informationsarbeit erfolgreich fuehren. Ich glaube, wir
koennten mit diesen Instituten durchaus Kontakte knuepfen. Eine schoepferische Arbeit wie die
Betreunung des deutschen Lesesaales
-und zwar so weit von Deutschland entfernt - ist
undenkbar ohne Erfahrungsaustausch mit Kollegen. Und ich bin Angela Gress, der Projektleiterin
"Deutsche Lesesaele in MOES und GUS", sehr dankbar fuer das berufliche
Schulungsseminar, das im Goethe-Institut Moskau erfolgreich durchgefuehrt wurde. Ich mache mir auch
grosse Hoffnung auf das bevorstehende Fortbidungsseminar in Berlin.
Unsere Adresse: Deutscher Lesesaal
Gorki-Bibliothek, Nekrassowskaja ul. 59,
690002 Wladiwostok, Russland
"Bibliotheks Dienst" 29 (1995)
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